Stockholm: Wohnungssuche für Praktikum

Hinweis: Dieser Artikel beschreibt die Wohnungssuche für ein Praktikum in den Jahren 2022/23. Je nachdem, wann Du den Artikel liest, können sich Dinge geändert haben.

Stockholm ist die größte Stadt Skandinaviens und hat als solche einen ganz speziellen Wohnungsmarkt. Insbesondere wer nicht im Rahmen eines klassischen Auslandssemesters an einer schwedischen Hochschule studiert, kann dabei schnell auf Probleme stoßen – so wie ich. In diesem Artikel möchte ich einige Hintergründe zum Wohnungsmarkt in Stockholm geben und erklären, wie es bei mir trotzdem mit der Wohnungssuche funktioniert hat.

Wie die Einheimischen wohnen
Anders als in Deutschland ist es in Stockholm (und vermutlich in ganz Schweden?) nicht üblich Wohnungen zu mieten. Statt dessen befindet sich der eigene Wohnraum in der Regel auch im eigenen Eigentum. Oder genauer gesagt: Man erwirbt ein sogenanntes „Bostadsrätt“, zu deutsch etwa „Wohnrecht“, für eine Wohnung. Sie gehört also immernoch demjenigen, der sie gebaut hat (zumeist Genossenschaften), man hat aber das Recht erworben, die Wohnung dauerhaft zu bewohnen (dieses Recht kann dann auch weiter verkauft werden). Wenig überraschend sind die Preise dafür ähnlich überhöht wie in deutschen Großstädten. Daher ist es auch in Stockholm üblich, den Erwerb einer Wohnung durch langfristige Kredite zu finanzieren. Wer nun aber für nur wenige Monate nach Stockholm kommt, und nicht das Glück hat in einem Studentenwohnheim unterzukommen, schaut da schnell in die Röhre. Zumal sich auf Studentenwohnheime nur bewerben kann, wer an einer Stockholmer Uni studiert – Praktikanten fallen also ganz durch’s Raster. Es gibt aber Alternativen:

WGs im Aufschwung
Bislang waren WGs in Schweden eher unbekannt – das ändert sich im Moment aber: junge Firmen wie allihoop (da wohne ich jetzt) versuchen aktuell dieses Konzept in Stockholm zu etablieren. Sie bauen Wohnkomplexe und vermieten WG Zimmer und kleine Einzelappartments, die Zielgruppe sind internationale Berufseinsteiger. Ich selbst habe ein 16 qm großes WG-Zimmer in Spånga ergattern können. Das Bad wird geteilt mit einer weiteren Person, Küche und Wohnbereich mit bis zu sieben Menschen. Das ist die günstigste Variante für etwa 800€ im Monat (Strom, Heizung, Wasser inklusive) – ab monatlich grob 50€ mehr gibt es die sogenannten „Studios“, bei welchen nurnoch die Küche geteilt wird. Die Zimmer bei diesen Firmen sind allerdings sehr beliebt, sodass ich davon abraten würde, zu wählerisch zu werden. Größere Zimmer, sowie besser gelegene/angebundene Standorte überspringen schnell die 1.000€ Marke. Ein Nachteil: Die Wohnungen werden nicht zu Monatsbeginn frei, sondern quer über den Monat verteilt. Grund dafür ist, dass wir hier alle 60 Tage Kündigungsfrist haben. Sprich: es lohnt sich, drei Monate vor Deinem geplanten Einzug schonmal zu suchen und die nötigen online Besichtigungen zu absolvieren. Sonst kann es eng werden.

Genau das Problem hatte auch ich: mein Praktikumsvertrag kam leider erst 2 Monate vor Praktikumsbeginn – da waren die Appartments und Zimmer alle schon weg und ich konnte mir schließlich nur ein Zimmer ab meinem zweiten Monat in Stockholm sichern. Deshalb musste ich eine Übergangslösung für den ersten Monat finden:

Airbnb
Fündig wurde ich bei Airbnb. Hier tummeln sich allerdings auch reihenweise Scams – also Leute die Wohnungen inserieren, ohne dass diese existieren. Es ist Vorsicht geboten! Ich kann an dieser Stelle nur den Hinweis weiterreichen, der auch mir gegeben wurde: wenn ein Angebot zu gut aussieht um wahr zu sein, ist es das auch nicht. Ich habe dabei dann immer darauf geachtet, dass die Inserierenden möglichst viele Bewertungen hatten, noch bevor ich darauf geschaut habe wie gut diese eigentlich waren. Außerdem ist es ratsam, die Leute vorher anzuschreibem – wer garnicht erst antwortet ist wohl ein Scam… Am Ende untergekommen bin ich dann auch in einer WG – auch wenn das aus dem Angebot bei Airbnb so nicht hervorging. Die Person, der die Wohnung gehörte, hatte alle Zimmer einzeln via Airbnb vermietet, und ich habe einfach das letzte freie gebucht. Die Preise haben sich dabei in ähnlichen Gegenden abgespielt, wie für die oben beschriebenen WG Zimmer – sprich: 800€ aufwärts.

Hier sollte aber erwähnt sein, dass das schwedische Bostadsrätt (siehe oben) Untervermietung in der Regel nicht erlaubt. Wenn es schlecht läuft, kann die Eigentümerin der Wohnung (Genossenschaft/Firma) also kurzfristig Deinen Auszug verlangen. Das war mir persönlich auf Dauer zu unsicher – ich kenne aber auch einige Leute, die sehr lange und gerne so gewohnt haben.

Was sonst noch funktionieren könnte
Mir wurde nachträglich außerdem der Tipp gegeben, dass es sich lohnt auf Facebook Ausschau zu halten. Insbesondere in Gruppen für Austausch-Studis würden dort häufig Zimmer für mehr oder weniger lange Zeiträume, manchmal sogar dauerhaft, zur Verfügung gestellt. Generell scheint Facebook hier auch bei jüngeren Leuten noch deutlich weiter verbreitet zu sein, als es das in Deutschland ist. Da ich persönlich aber keinen Facebook Account habe, kann ich auch nicht einschätzen wie gut oder schlecht das funktioniert.

Was (wahrscheinlich) nicht funktioniert
Schwedens beliebteste Website zur Wohnungssuche ist qasa. In der Anwendung unterscheidet sie sich nur unwesentlich von anderen Websites zur Wohnungssuche, die man so kennt. Es gibt sogar die Option von Schwedisch auf die englische Sprache umzustellen – die Anzeigentexte bleiben aber selbstverständlich auf Schwedisch. Hier gilt aber einerseits wieder dasselbe wie für Airbnb – es gibt unglaublich viel Scam – und andererseits habe ich auf eine mittlere zweistellige Zahl an Anfragen vielleicht drei Antworten bekommen. Und die waren negativ. Trotzdem könnte es sich lohnen, einen Versuch zu wagen. Preislich gab es auf jeden Fall auch keinen nennenswerten Unterschied zu den oben aufgeführten Varianten.

Ich hoffe, dass dieser Artikel in der einen oder anderen Weise hilfreich war. Wenn Du noch Fragen hast, schreib mir gerne eine Nachricht. Gegebenenfalls würde dieser Artikel dann auch nochmal ein Update erhalten.

Ich bin kein Influencer und erhalte für Verlinkungen und Erwähnungen kein Geld oder anderweitige Gegenleistungen. Dieser Artikel spiegelt einzig meine persönlichen Erfahrungen wider. Wenn Dir Fehler auffallen, lass es mich bitte wissen – ich werde diese dann schnellstmöglich korrigieren!

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