Nicht nur wer aus gutem Elternhaus kommt, kann sich ein Auslandssemester leisten! Durch verschiedene Fördermöglichkeiten ist es auch weniger gut situierten Studierenden möglich einige Monate insbesondere im europäischen Ausland zu verbringen – auch im teuren Skandinavien.
Ein Hinweis jedoch vorweg: Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es kann weitere Finanzierungsmöglichkeiten geben, von denen ich nicht weiß, genauso wie sich Dinge ändern können. Dieser Artikel soll also als Handreichung dienen und spiegelt meine Erfahrungen insbesondere aus dem Jahr 2022, als ich mich in der Vorbereitung meines Praktikum damit beschäftigt habe, wider.
Gehalt
Der wichtigste Aspekt der Finanzierung Deines Auslandspraktikum sollte sicherlich die Vergütung sein. Die gute Nachricht: Anders als in Deutschland ist es in Schweden nach meiner Erfahrung und den Gesprächen, die ich mit anderen hier geführt habe, üblich Praktika zu vergüten. Gerade im Vergleich mit Deutschland ist diese Vergütung auch recht gut und kann bis zu 20.000 SEK (BRUTTO) pro Monat erreichen. Je nach Umrechnungskurs sind das mit Stand Mai 2023 etwa 1.750 € bis 1.800 € – wie erwähnt immernoch BRUTTO. Denn jetzt kommen die Steuern und Abgaben hinzu: diese variieren von Kommune zu Kommune und liegen meistens zwischen 30% und 35%. Da ich allerdings kürzer als sechs Monate in Schweden war, konnte ich mich pauschal mit einem besonderen Steuersatz für Ausländer, die nur kurzfristig in Schweden arbeiten, besteuern lassen – SINK. Dieser spezielle Steuersatz liegt bei 25%, man gibt damit aber auch das Recht ab, eine Steuererklärung abzugeben und gegebenenfalls Geld zurück zu erhalten. Nach allem, was ich gehört habe, würde sich das aber auch ohnehin nicht lohnen. Von den 20.000 SEK bleiben nach Steuern & Abgaben also bis zu 15.000 SEK über, was etwas über 1.300 € entspricht. Das hat in meinem Fall ziemlich genau gereicht um meine monatlichen Kosten zu decken.
Es gibt auch Firmen, die keine direkte Bezahlung anbieten, sondern direkt eine Unterkunft stellen. Das kann insbesondere in Gegenden interessant sein, in denen der Wohnungsmarkt sehr umkämpft ist. Stockholm, wo ich für mein Praktikum lebe, ist so ein Beispiel: wie ich im vorherigen Artikel schon geschrieben habe, musste ich hier zwei mal umziehen. Denn auch, wenn man keine Bezahlung erhält, muss man trotzdem nicht hungern:
ERASMUS+ Förderung
Durch das ERASMUS+ Programm fördert die Europäische Union Auslandsaufenthalte. Studierende werden in diesem Rahmen pro Studienzyklus für 12 Monate gefördert. Man kann also im Bachelor 12 Monate lang gefördert werden und dann anschließend im Master noch einmal für 12 Monate. Als Graduiertenförderung ist dies auch kurz nach dem Studienabschluß noch möglich. Diese Förderung beträgt grob etwa 20€ pro Tag für skandinavische Länder. Wer also den Job nicht am ersten des Monats antritt, oder wenn der Vertrag vor dem letzten Tag des Monats endet, fällt auch die ERASMUS Förderung entsprechend etwas kleiner aus. Hinzu kommen können mögliche Extrabeträge, beispielsweise für grünes Reisen. Außerdem wird die Förderung nicht auf einen Schlag ausgezahlt: eine erste Rate über 70% der Gesamförderung fließt zu Beginn des Auslandspraktikums, die restlichen 30% kommen dann nach Ende des Praktikums und erst sobald alle notwendigen Dokumente eingereicht wurden. Diese Dokumente umfassen einen Sprachtest auf einer EU-Platform, ein Praktikumszeugnis der betreuenden Firma und einen Fragebogen. Genauere Informationen zur Förderung von Auslandspraktika durch das ERASMUS+ Programm erhält man in der Regel vom Akademischen Auslandsamt der eigenen Hochschule – diese wissen auch wo der entsprechende Antrag zu stellen ist (das unterscheidet sich nämlich auch mindestens von Bundesland zu Bundesland, wenn nicht von Uni zu Uni).
Warum BAföG vermutlich keine Option ist
Zum Auslands-BAföG sollte zunächst festgehalten werden, dass alle, die in Deutschland BAföG erhalten, auch Auslands-BAföG erhalten. Dieses enthält außerdem unterschiedliche Boni für verschiedene Länder und kann dadurch bedeutend höher ausfallen als im Inland. Jedoch werden auch hier Einkünfte auf das Auslands-BAföG angerechnet. Nach meiner Information umfasst das nicht nur ein direkt gezahltes Gehalt, sonder insbesondere auch die ERASMUS-Förderung und selbst eine gestellte Wohnung. Für diesen geldwerten Vorteil würde dann ein Gegenwert in Euro errechnet und entsprechend auf das Auslands-BAföG angerechnet. Da mein Monatsgehalt im Praktikum höher als die potenzielle Förderung durch Auslands-BAföG war, habe ich in der Folge auf einen Antrag gänzlich verzichtet (im Zweifel sollte dies aber eindeutig mit einem Kontakt beim zuständigen Amt für Ausbildungsförderung abgeklärt werden).
Ich hoffe, dass dieser Artikel in der einen oder anderen Weise hilfreich war. Wenn Du Ergänzungen oder Fragen hast, schreib mir gerne eine Nachricht. Gegebenenfalls würde dieser Artikel dann aktualisiert oder erweitert werden.